Kurzbeschreibung
Virtuelle Rekonstruktion der ehemaligen Synagoge Wiener Neustadt
Beschreibung
Die vorliegende Diplomarbeit behandelt die virtuelle Rekonstruktion der einstigen Synagoge Wiener Neustadt. Ab 1870 mietete die jüdische Gemeinde Wiener Neustadt dauerhaft eine Wagenremise am Baumkirchnerring. Das Gebäude, das zu einer Schmiedewerkstätte gehört hatte, wurde zur ersten Synagoge nach der Wiederansiedelung nach dem Revolutionsjahr 1848 in Wiener Neustadt umgebaut und nach ihrem Ankauf in den 1880er Jahren erweitert. Dabei handelte es sich um das nach Errichtung der Synagoge weiter als Bet- und Lehrhaus verwendete Gebäude samt den Anbauten, Schachthütte und Klosettanbau. Mit Kaufvertrag vom 5. Mai 1884 ging die Liegenschaft in das Eigentum der Israelitischen Kultusgemeinde Wiener Neustadt über. Die Gartenparzelle 323/1 wurde 1902 in die Bauparzelle 1907, die Grundstücksnummer der Synagoge, geändert. Die Grundstücke lagen nördlich der Altstadt außerhalb der ehemaligen Stadtmauer. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das bestehende Bethaus räumlich zu klein, außerdem befand sich das Objekt in einem schlechten Zustand. Am 23. Februar 1894 erschien in Dr. Blochs Österreichischer Wochenschrift ein Aufruf des Tempelbaukomitees und der Israelitischen Kultusgemeinde, mit Spenden oder dem Kauf von Losen der Effecten-Lotterie den Bau einer neuen Synagoge zu unterstützen. In diesem Aufruf wurde auch das edle und uneigennützige Entgegekommen des Architekten Wilhelm Stiassny erwähnt. Daraus könnte man schließen, dass sich Stiassny bereit erklärt hatte, die Planung und die Leitung des Baus der Synagoge kostenlos oder kostengünstig zu übernehmen. Es dauerte schließlich noch acht Jahre bis zur Grundsteinlegung, diese fand am 16. März 1902 statt. Die Synagoge wurde von Baumeister Franz X. Schmidt aus Baden unter der Bauleitung von Architekt Ignaz Reiser, einem langjährigen Bauleiter Stiassnys, errichtet. Bereits ein halbes Jahr nach der Grundsteinlegung erfolgte am 18. September 1902 die Einweihung der Synagoge. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden überall in Deutschland und Österreich jüdische Geschäfte und Wohnhäuser geplündert und zerstört, Synagogen entweiht und viele bis auf die Grundmauern niedergebrannt. In Wiener Neustadt wurde der Innenraum der Synagoge verwüstet und Fenster zertrümmert. Dass die Wiener Neustädter Synagoge nicht wie viele andere vollständig zerstört wurde und sogar die Feuerwehr hinter der Synagoge postiert war, um gegebenfalls löschend einzugreifen, ist wahrscheinlich auf den Umstand zurückzuführen, dass sich das Gebäude zu diesem Zeitpunkt bereits de facto im Besitz der Stadt befand. Der tatsächliche Kaufvertrag zwischen der Stadt Wiener Neustadt und der Israelitischen Kultusgemeinde Wiener Neustadt wurde am 28. Mai bzw. am 02. Juli 1940 abgeschlossen. Das ehemalige Bethaus wurde zunächst vermietet und dann während des Krieges und in der Nachkriegszeit als Magazin zur Einlagerung der Möbel bombengeschädigter Familien benutzt. Mindestens ein Sechstel der jüdischen Bevölkerung Wiener Neustadts fiel den Deportationen vor allem nach Auschwitz zum Opfer. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 kehrten nur wenige zurück und so unterblieb die Neugründung der Israelitschen Kultusgemeinde Wiener Neustadt. Mit Kaufvertrag vom 21. April bzw. 22. Mai 1953 verkaufte die Israelitische Kultusgemeinde Wien die Grundstücke Wiener Neustadt-Vorstadt 1907 Baufläche, Israelitischer Tempel, Baumkirchnerring 4 und 743/2 Baufläche Baumkirchnerring 4a an den Österreichischen Gewerkschaftsbund. Dieser ließ die Synagoge und das Bethaus abreißen und errichtete ein Gewerkschaftshaus. Heute steht das Anton-Proksch-Haus leer, an seiner Fassade ist eine Gedenktafel angebracht.
Projektdetails
Ansprechpartner
Bob Martens
Wissenschaftliche Beratung
Bob Martens
Institution
TU Wien
Straße: KarlsplatzBearbeitung
Clara Sell, Susanne Schwarz.
Auftraggeber/Kooperationspartner
Sponsor
Hardware/Software
ArchiCAD, Artlantis Studio 3
Zusatzinformation
Ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades einer Diplom-Ingenieurin an der TU Wien von Susanne Schwarz.
Geokoordinaten