Kurzbeschreibung
Virtuelle Rekonstruktion der ehemaligen Synagoge Mödling
Beschreibung
Um 1840 vermehrte sich die Zahl der jüdischen Bewohner in Mödling, die in den Sechzigerjahren einen Bethausverein mit eigenem jüdischem Friedhof gründeten. Am 20. November 1888 erwarb die Israelitische Bethausgenossenschaft die Liegenschaft Enzersdorferstraße 6, den späteren Bauplatz der Synagoge. Dort richtete sie in dem gemeinsam mit dem Grundstück erworbenen Gebäude einer ehemaligen Schlosserwerkstätte ein „Tempelgebäude“ ein. Bis zur Gründung der eigenen Kultusgemeinde waren die Juden Mödlings ein Teil der Badener Gemeinde. Die IKG Mödling wurde 1892 gegründet. Erst im Jahr 1894 wurde die Bezeichnung „Israelitische Bethausgenossenschaft“ in „Israelitische Cultusgemeinde“ offiziell geändert. Der Neubau der Synagoge war „das Resultat einer zehnjährigen zielbewußten Tätigkeit des Kulturvorstehers Ignaz Belei, der sofort nach Antritt seines Amtes einsah, daß das alte Betlokal, welches eine frühere Schlosserwerkstätte gewesen, ein unzulänglicher, in hygienischer Richtung geradezu unmöglicher Aufenthalt für viele Personen sei.“ Nach der Analyse mehrerer Entwürfe entschied man sich für den Vorschlag des Wiener Architekten Ignaz Nathan Reiser. Am 16. August 1912 wurde die Baubewilligung erteilt. Die Grundsteinlegung fand am 18. August 1912 statt und am 28. Oktober 1912 wurde mit den Erdarbeiten begonnen. Die Einmauerung der Schlusssteinurkunde erfolgte im Rahmen einer Feier am 16. November 1913. Die feierliche Eröffnung des Gotteshauses fand am Sonntag, dem 16. August 1914 statt. Während der Tätigkeit Dr. Ernst Mosers als Vorsteher der IKG Mödling wurde das ehemalige Bethaus zum Verwaltungsgebäude umgebaut und vom neugewählten Rabbiner Dr. Albert Schweiger eingeweiht. Architekt Ignaz Nathan Reiser, der bereits den Entwurf für die neue Synagoge entwickelte, übernahm auch die Planungsaufgaben für den Umbau des Amtshauses. Nach der Bauverhandlung am 30. und 31. Juli 1925 wurde der IKG Mödling am 20. Februar 1926 die Baubewilligung „zur Vornahme eines Umbaues, bzw. Zu- und Aufbaues ihres Verwaltungs-(Kanzlei) Gebäudes in Mödling, Enzersdorferstraße 6“ erteilt. Der Bescheid vom 10. April 1926 genehmigte auch die Adaptierung der eingereichten Pläne. Die Bauarbeiten wurden am 19. August 1926 beendet, das Gebäude ab 01. September verwendet und die offizielle Benützungsbewilligung am 29. Dezember 1926 erteilt. Im Erdgeschoß des Amtsgebäudes befanden sich die Verwaltungsräume, der Festsaal und die Hausmeisterwohnung. Im Obergeschoß wurde die Wohnung des Rabbiners eingerichtet und ein Mauerbogen verband das Amtshaus optisch mit der Synagoge. Als Beispiel der Verstärkung antisemitischer Tendenzen in Mödling kam es bereits im April 1927 zur ersten Zerstörung der Synagoge. Die Fensterscheiben des Tempels wurden durch Steinwürfe zerschlagen, was später als „unglücklicher Zufall“ bezeichnet wurde. 1938 folgten weitere Attentate auf die Synagoge, bis die Synagoge schließlich beim Novemberpogrom völlig zerstört wurde. Der Kommandant der freiwilligen Stadtfeuerwehr Mödlings, Josef Mayer, in seinem Bericht an das Kommando der Feuerwehr der Stadt Wien: „Am 10. November 1938 um 15 Uhr 45 Minuten, wurde dem gefertigten Kommando telefonisch gemeldet, daß in der hiesigen Synagoge ein Brand ausgebrochen und die Nebengebäude gefährdet seien. […] Feuerwehrkommandant Mayer konstatierte bei seinem Eintreffen einen Brand von Gehölz im zerstörten Tempelinnenraum und einen Brand im kuppelförmigen Aufbau (Laterne) des Daches. […] Feuerwehrkommandant Mayer hat mittlerweile die Feuerwehrzentrale U 25-5-60 angerufen und die Anfrage gerichtet, ob die Löschaktion vorzunehmen ist und wurde dies unter der Voraussetzung befohlen, wenn andere Gebäude unmittelbar in Gefahr seien. Dies war nicht der Fall. Um zirka 17 Uhr erschien der Kreisleiter Dr. Tavs an der Brandstelle und ordnete die Einstellung der Aktion der Formationen an und erteilte die Weisung zur Lokalisierung des Brandes, die nunmehr vorgenommen wurde und nach einer Stunde beendet war, so daß die Löschzüge um 18 Uhr einrückten. […]“ Zahlreiche Juden wurden von der Gendarmerie oder den Nationalsozialisten festgenommen, und ein Teil von ihnen in die Mödlinger Synagoge gebracht. Am 15. November 1938 schrieb der Leiter des Baudienstes an die Zentralstelle für Denkmalschutz: „Der jüdische Tempel ist vor einigen Tagen vollständig ausgebrannt. Es war daher erforderlich einen Demolierungsauftrag zu erteilen, sodass das Bauwerk aus dem Stadtbild Mödlings überhaupt verschwinden wird.“ Auch das Amtsgebäude neben der Synagoge dürfte während des Novemberpogroms beschädigt worden sein.
Projektdetails
Ansprechpartner
Bob Martens
Wissenschaftliche Beratung
Bob Martens
Institution
TU Wien
Straße: KarlsplatzBearbeitung
Clara Sell, Julia Neuruhrer.
Auftraggeber/Kooperationspartner
Sponsor
Hardware/Software
Notebook: MSI Megabook GX620 | Prozessor: Intel Core 2 Duo P7350 | Grafikkarte: NVIDIA GeForce 9600M GT | Betriebssystem: Windows 7 Professional, 32bit | ArchiCAD 14 Studentenversion | Cinema 4D R12 | Artlantis Studio 3
Zusatzinformation
Ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades einer Diplom-Ingenieurin an der TU Wien von Julia Neuruhrer.
Geokoordinaten