Kurzbeschreibung
Virtuelle Rekonstruktion der ehemaligen Synagoge Innsbruck
Beschreibung
Die Innsbrucker Kultusgemeinde besaß auch nach ihrer Gründung keine Synagoge, weshalb einige Mitglieder ihre Räumlichkeiten für Betsäle einrichteten. Der Wunsch nach einer Synagoge stand schon 1905 vor der Gründung der Gemeinde fest, da es zunehmend schwieriger wurde Mietobjekte zu finden, in denen Feierlichkeiten stattfinden konnten. Spendenaufrufe für dieses Projekt blieben jedoch unter den vielen anderen unbemerkt, da man lieber die unter Pogromen Leidenden unterstützen wollte, deren Zahl immer mehr zunahm. 1912 kaufte die (offiziell noch nicht existierende) Gemeinde das Grundstück in der Gutenbergstraße 2. Man war sich noch nicht vollständig sicher und hoffte etwas Geeigneteres zu finden. Das Projekt wurde aber immer weiter konkretisiert und bekam 1917 sogar einen Namen, nämlich „Kaiser-Karl-I.-Huldigungstempel“. Die über 600 Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde für Nordtirol (von denen etwa 400 in Innsbruck wohnten) machten die 200.000 Kronen teure Investition notwendig. Mit dem Bau des Tempels sollte sofort nach Beendigung des Krieges begonnen werden. Der Innsbrucker Baumeister und Ingenieur Arnold Spritzer hatte bereits einen Entwurf gestaltet und wollte sich um die Verwirklichung kümmern. Trotzdem wurde das Projekt noch einmal ausgeschrieben, „um den Bau auch nach aussen würdig ausgestalten zu können". Die Kosten für den Bau waren von der Gemeinde gedeckt und nach Kriegsbeginn hätte begonnen werden können. Leider investierten die Tiroler Juden 120.000 Kronen in eine Kriegsanleihe, die sie nie wiedersahen. Auch die nach dem Krieg stattgefundene Geldentwertung machte dem Wunsch ein jähes Ende. Trotzdem gründete der 1919 neu gewählte Kultusrat der Gemeinde ein „Tempelbau- und Finanzkomitee“ und es dauerte nicht lange, bis sich Ende der 1920er Jahre die wirtschaftliche Lage besserte und das Synagogenbauprojekt 1928 wieder konkret wurde. Das angekaufte Grundstück befindet sich im Saggen, einem statistischen Stadtteil Innsbrucks. Das von der jüdischen Gemeinde gekaufte Grundstück in der Gutenbergstraße 2 liegt bis nach 1940 brach und mit ihm die beiden angrenzenden Nummern 4 und 6, bis eine Fotografie von 1945 das Gebäude zeigt, das heute noch an dem Ort steht. Es diente als Unterkunft für die französischen Besatzungseinheiten. Wie in der Geschichte des Synagogenbauprojektes erwähnt, hoffte die Gemeinde statt diesem Grundstück „noch ein[en] passendere[n] u. günstiger gelegene[n] Bauplatz ausfindig“ zu machen. Die jüdischen Familien in Innsbruck lebten nicht in einem Viertel, sondern auf dem gesamten inneren Stadtgebiet verstreut und die Synagoge wäre ziemlich außerhalb zu liegen gekommen. Außerdem zeigt die Grundstücksachse (und mit ihr der Entwurf Baumanns) nicht genau in die gewünschte östliche Richtung. Ob die - ohnehin recht säkular lebende - Gemeinde darüber hinweggesehen hätte, oder gerade den Bau der Synagoge für den Beginn eines religiöseren Gemeindelebens nutzen wollte, bleibt ungewiss. Es ist nicht bekannt, wann und auf welche Weise die Innsbrucker Kultusgemeinde die Architekten Theodor Prachensky und Franz Baumann kontaktierte. Das Archiv für Baukunst in Innsbruck, das den Nachlass von Baumann aufbewahrt, führt das Entwurfsprojekt als „Wettbewerb Synagoge Innsbruck“. Jedoch ist nichts über weitere Wettbewerbseinreichungen und andere Entwürfe bekannt.
Projektdetails
Ansprechpartner
Bob Martens
Wissenschaftliche Beratung
Bob Martens
Institution
TU Wien
Straße: KarlsplatzBearbeitung
Benjamin Wendl, Clara Sell.
Auftraggeber/Kooperationspartner
Sponsor
Hardware/Software
ArchiCAD 17, Artlantis Studio 5
Zusatzinformation
Ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Ingenieurs an der TU Wien von Benjamin Wendl.
Geokoordinaten