Kurzbeschreibung
Virtuelle Rekonstruktion des aramäischen Westpalastes und des assyrischen Nordostpalast von Tell Halaf im heutigen Syrien.
Beschreibung
1899 entdeckte Max von Oppenheim am Tell Halaf, Syrien einen aramäischen Palast (den sogenannten Westpalast) mit monumentalen Skulpturen und Bildreliefs. Sie stammten aus dem frühen 1. Jt. v. Chr. Nach erfolgreichen Verhandlungen mit den syrischen Antikenbehörden konnte Max von Oppenheim eine Fundteilung erwirken, die ihm etwa zwei Drittel der Grabungsfunde bescherte. In seinem privaten Tell Halaf-Museum in Berlin-Charlottenburg zeigte Oppenheim ab 1930 nicht nur die Originalskulpturen, sondern auch eine dreidimensionale Rekonstruktion der Eingangsfassade mit Gipsrepliken der Statuen und Reliefs im Maßstab 1:1. Mit 22 m Breite, wobei der Durchgang etwa 14 m Breite und 6 m Höhe aufwies, verfehlte sie ihre Wirkung nicht – für die Ausgräber, wie auch für Besucher und Wissenschaftler war bei ihrem Anblick die hypothetische Anordnung zur Gewissheit geworden. Am 23. November 1943, als Berlin von schweren Luftangriffen erschüttert wurde, erhielt das Tell Halaf-Museum einen Bombentreffer und brannte bis auf die Außenmauern nieder. Exponate aus Holz und Kalkstein wurden ein Raub der Flammen, ebenso wie die zahlreichen Gipsabgüsse. Die Basaltobjekte überstanden zwar die von der Phosphorbombe verursachte Brandhitze leidlich, jedoch hatte das kalte Wasser der Löschversuche fatale Folgen: Der thermische Schock ließ die erhitzten Steine zerplatzen. Auf Bitten Oppenheims hin ließ der damalige Direktor des Vorderasiatischen Museum, Walter Andrae, die Trümmer bergen und in die Kellergewölbe des Pergamonmuseum bringen. In den folgenden Jahren und aufgrund der deutsch-deutschen Teilung erlebten die Überreste der Bildwerke vom Tell Halaf eine Art Dornröschenschlaf – Oppenheim verstarb 1946 und seine Erbin, die nach ihm benannte Stiftung, hatte ihren Sitz im Westen, während die Fragmente in Ostberlin eingelagert waren. In der DDR galten sie als Fremdbesitz, im Westen wurde die Sammlung als Totalverlust eingestuft und geriet beinahe in Vergessenheit. Erst die Wiedervereinigung schaffte die Voraussetzungen für eine erneute Beschäftigung mit diesem einmaligen archäologischen Fund. Als 1999 in Berlin der „Masterplan Museumsinsel“ und damit auch eine komplette Neugestaltung und Umstrukturierung der Gebäude beschlossen wurde, kam die Idee auf, den Eingang zum Vorderasiatischen Museum durch das rekonstruierte Tor des West-Palastes vom Tell Halaf zu führen. Man hatte im Vorfeld die Basalttrümmer gesichtet und hielt zumindest bei einigen Bildwerken eine Restaurierung für möglich. So entstand mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Stiftungen des Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie., Köln, das größte Restaurierungsprojekt, das im Vorderasiatischen Museum seit der Rekonstruktion des Ischtartores und der Prozessionsstraße Babylons verwirklicht werden sollte. In knapp neun Jahren (2001–2010) gelang es einem kleinen Stab von Wissenschaftlern und Restauratoren, aus 80 Kubikmetern Basaltbruch, etwa 27.000 Fragmenten, über 30 Bildwerke sowie diverse Architekturteile und Werkzeuge wiederzugewinnen. Anlässlich einer Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn wurden die Bildwerke nun gescannt, Fehlstücke virtuell ergänzt und die Bruchstellen dreidimensional retuschiert. Andere Einrichtungsgegenstände des Palastes sind anhand von Funden rekonstruiert worden Neben dem Westpalast wurde auch der assyrische Nordostpalast rekonstruiert.
Projektdetails
Ansprechpartner
Marc Grellert
Wissenschaftliche Beratung
Nadja Cholidis, Ulrike Dubiel, Lutz Martin, Jochen Schmid
Institution
TU Darmstadt
Straße: El-Lissitzky-StrasseBearbeitung
Jochen Schmid, Lutz Martin, Marc Grellert, Nadja Cholidis, Ulrike Dubiel.
Auftraggeber/Kooperationspartner
Im Auftrag der Bundeskunsthalle Bonn, Kooperationspartner Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung
Sponsor
Bankhaus Sal. Oppenheim
Hardware/Software
Maya
Zusatzinformation
Geokoordinaten