Kurzbeschreibung
Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge St. Pölten
Beschreibung
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich sowohl mit dem ursprünglichen Synagogenbau von 1885 als auch dem darauffolgenden neueren Bau von 1913. Im Jahr 1885 wurde der israelitischen Gemeinde das ehemalige „Fabriktrockenhaus“ der Gasser-Fabrik am Schulring (heutiger Dr.-Karl-Renner-Ring) zur Verfügung gestellt und zu einem Tempel umgebaut. Die Umbauarbeiten waren sehr aufwendig und auch mehrmaliges Nachrüsten war erforderlich, da sowohl dieses Gebäude als auch das angrenzende Wohnhaus des Tempeldieners nicht der damaligen Bau- und Sanitärsverordnung entsprachen. Aufgrund dieser Umstände und denen, dass der Tempel für die wachsende Gemeinde mit 76 Sitzen für Männer und 71 Frauensitzen zu klein wurde, bemühte sich die Kultusgemeinde 1888 um einen Neubau. Dafür sollte ein Grundstück außerhalb der Stadt in der Nähe des Linzer Tors erworben werden. Die Stadt bewilligte diesen Kauf jedoch nicht und erschwerte eine mögliche Lösung des Problems für die weiteren Jahre. 1903 befürwortete schließlich auch die Gemeinde einen Neubau, da sich das alte Gebäude zum Teil auf der Schulpromenade befand und diese von der Stadt ausgebaut werden sollte. Nach der Gründung des Tempelvereins 1907 konnte außerdem auch die Finanzierung der Synagoge geklärt werden. Nach längerer Diskussion über den Standort des neuen Gebäudes, wurde schließlich das Grundstück in der Lederergasse/Ecke Schulpromenade festgelegt und das neue Gebäude 1913 nach einem Entwurf von Theodor Schreier fertiggestellt. Nach einer weitgehend reibungslosen Bauphase konnte die Synagoge am 17.08.1913 feierlich eröffnet werden. Kurz nach dem Bau wurde das danebenstehende alte Synagogengebäude abgebrochen. In der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 blieb dann, wie viele andere Synagogen in Österreich und Deutschland, auch die Synagoge St. Pölten nicht verschont. Die Inneneinrichtung wurde rücksichtslos zerstört und das Gotteshaus ausgeraubt. Nach der Zerstörung ging die Synagoge in das Eigentum der Stadt über. Nachdem bis Mitte Mai des Jahres 1940 alle Juden die Stadt verlassen mussten, wurde die Israelische Kultusgemeinde (IKG) endgültig aufgelöst. Das Gebäude wurde jedoch nicht gleich abgerissen, da es wahrscheinlich während des Krieges sowohl als Lagerraum als auch als Unterkunft für Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion verwendet wurde. Nachdem das Gebäude allerdings immer baufälliger wurde, versuchte die Israelische Kultusgemeinde die Bausubstanz mit notdürftigen Arbeiten zu sichern. Diese Arbeiten reichten allerdings nicht aus, da trotz der Sicherung des Daches die Blechbahnen durchrosteten und die Decken teilweise einsturzgefährdet waren. Da auch sämtliche Gesimse stark beschädigt waren und drohten abzustürzen, versuchte die IKG 1975 erstmals die Synagoge zu verkaufen. Da schlussendlich keine Verwendung für das Gebäude gefunden wurde, versuchte die IKG 1976 und 1977 einen Abbruchantrag wegen der fehlenden Sicherheit und der Einsturzgefahr zu stellen, der jedoch beide Male vom Bundesdenkmalamt zurückgewiesen wurde. Einerseits wollte die Kultusgemeinde die Synagoge und deren kulturellen Wert nicht zerstören, andererseits war es ihnen nicht möglich, die Reparaturen aus eigener Kasse zu bezahlen. Schließlich wurde beschlossen, dass aus finanziellen Gründen nur die Fassade und die Kuppel renoviert werden sollten. 1981 fiel dann die Entscheidung, auch den Innenraum zu renovieren und ein Jahr später sollten die Arbeiten beginnen. Auch wenn die Restaurierung mit viel Liebe zum Detail durchgesetzt wurde, so mussten doch einige Dinge unbeachtet bleiben. Neben den bunten Gläsern wurde unter anderem aus Budgetgründen auf die Wiederherstellung der Möbel, die Sanierung der Frauengalerie in ursprünglicher Form und die Herstellung der Beleuchtungsobjekte verzichtet. Die digitale Rekonstruktion ermöglicht nun die Darstellung der Synagoge in ihrer ursprünglichen Pracht mit sämtlichen Details.
Projektdetails
Ansprechpartner
Bob Martens
Wissenschaftliche Beratung
Bob Martens
Institution
TU Wien
Straße: KarlsplatzBearbeitung
Bob Martens, Clara Sell, Herbert Peter, Rita Lochner.
Auftraggeber/Kooperationspartner
Sponsor
Hardware/Software
ArchiCAD, Artlantis
Zusatzinformation
Ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades einer Diplom-Ingenieurin an der TU Wien von Rita Lochner.
Geokoordinaten